Eine Anlage zur Schadstofferfassung im industriellen Umfeld ist auf den Bedarfsfall auszulegen. Deshalb ist es wichtig, den Bedarf genau zu ermitteln. Welche Planungsfaktoren dabei zu berücksichtigen sind, erfahren Sie im folgenden Experten-Interview mit Sascha Mohe, Produktmanager für den Bereich Lufttechnik bei DENIOS.
Wer beruflich mit Gefahrstoffen zu tun hat, ist einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Das Arbeitsschutzgesetz schreibt vor, dass Gefahren immer direkt an der Quelle beseitigt oder entschärft werden müssen. Unsere Arbeitstische werden daher sowohl in industriellen Arbeitsbereichen eingesetzt, bei denen der Mitarbeiter vor gesundheitsschädigenden Emissionen bei seiner Tätigkeit geschützt werden soll.
Aber auch bei Tätigkeiten im pharmazeutischen Umfeld, wie z.B. der Umfüllung von pulverförmigen CMR-Stoffen, kommen unsere Arbeitstische zum Einsatz. Die lufttechnische Trennung von Mitarbeiter und Gefahrstoff, die durch alle unsere lufttechnischen Systeme - sprich Arbeitstische und Freiarbeitsplätze - erzielt wird, fassen wir bei DENIOS gesamthaft unter dem Begriff „Containment-Systeme“ zusammen.
Bei der Auswahl von Arbeitsschutzmaßnahmen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung gilt das sogenannte STOP-Prinzip:
S Substitution
**T **Technische Maßnahmen
**O **Organisatorische Maßnahmen
**P **Personenbezogene Maßnahmen Die Reihenfolge der Maßnahmen ist dabei gleichbedeutend mit ihrer Priorisierung. Eine technische Lösung, wie z.B. ein Schadstoffarbeitsplatz, ist dabei personenbezogenen Maßnahmen wie dem Tragen von PSA vorzuziehen.
Zunächst steht eine detaillierte Bedarfsanalyse an: Mit welchen Stoffen wird gearbeitet? Worin liegt das eigentliche Schutzziel? Ist es nur die reine Absaugung von Gerüchen zum Schutz der umliegenden Räumlichkeiten bzw. der empfindlichen Nase der Mitarbeiter? Geht es um den Schutz des Produktes vor Kreuzkontamination oder doch um den eigentlichen Schutz des Mitarbeiters, der mit hochaktiven Substanzen arbeitet? Ein klares, gemeinsames Bild von den Anforderungen zu haben ist entscheidend, um eine für alle Seiten passende Lösung zu realisieren.
Das ist in der Tat so. Lufttechnische Systeme werden bei DENIOS unter dem Markennamen „Vario-Flow“ geführt. Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir uns variabel mit verschiedenen Lufttechniken und Ausführungen auf den jeweiligen Kundenprozess einstellen können: sei es durch horizontale Verdrängungsströmung als reine Absaug-Einrichtung, einem System mit der bewährten Ejektortechnik oder auch einer Kabine mit Laminar-Downflow-Technik. Vario-Flow bedeutet zudem die Flexibilität, ebenso für die robuste Industrieanforderung wie auch für hochreine GMP-Arbeitsbereiche Lösungen zu schaffen.
Der Prozess des Kunden steht im Fokus. Wir möchten so wenig wie möglich Einfluss auf den Prozess des Kunden nehmen und unsere Lösung eher unterstützend einsetzen. Deshalb schauen wir uns genau an, wie und womit gearbeitet wird. So ist zum Beispiel eine möglichst große Eingriffsfläche für einen bestimmten Prozess wichtig, bei einem anderen spielt es keine besondere Rolle.
Wichtig ist, dass der Kunde sich im Vorfeld schon ein paar Gedanken macht: Wie viel Platz benötige ich für den eigentlichen Prozess? Werden Medienanschlüsse wie z. B. Steckdosen, Wasser usw. benötigt? Sofern es sich um einen Dauerarbeitsplatz handelt, an dem der Mitarbeiter möglichst komfortabel arbeiten soll, müssen in jedem Fall Themen wie Ergonomie, Position der Einbauten, Beleuchtung und auch Geräuschpegel beachtet werden. Darüber hinaus ist es für den Kunden wichtig zu wissen, dass wir zum Teil mit erheblichen Luftmengen arbeiten. Was machen wir mit der abgesaugten Luft? Ist es möglich diese zu filtern und sauber zurückzuführen oder leiten wir die Abluft an ungefährdeter Stelle ins Freie – und wenn ja, wo und wie wird das realisiert? Das Thema Energieeffizienz ist hier dann sicherlich auch relevant.
Grundsätzlich ist der Kunde als Arbeitgeber in der Pflicht, für Arbeitsplätze, an denen Mitarbeiter mit Gefahrstoffen umgehen, eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Auf dieser Basis kann die Projektierung des Arbeitstisches oder Freiarbeitsplatzes aufsetzen. Ich empfehle daher immer schon im Planungsprozess möglichst alle internen und externen Anspruchsgruppen an einen Tisch zu holen. Behörden und Berufsgenossenschaften haben zum Teil andere Vorstellungen als die internen Fachkräfte für Arbeitssicherheit.
Gesetzliche Grundlagen ergeben sich unter anderem aus den Sicherheitsdatenblättern und den technischen Regeln für den Umgang mit Gefahrstoffen (TRGS). Maßgeblich ist hier die TRGS 400 „Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen“. Beispielsweise gibt die TRGS 410 beim Umgang mit krebserzeugenden Gefahrstoffen eine gute Orientierungsmöglichkeit im Hinblick auf Tätigkeiten mit A- oder E-Staub die TRGS 504. Als Arbeitgeber muss ich mir Klarheit verschaffen, mit welchen Stoffen in meinem Betrieb gearbeitet wird und angeben, wie hoch zum Beispiel der maximal zulässige Arbeitsplatzgrenzwert (TRGS 900) oder die OEL / OEBs sind. Im pharmazeutischen Bereich ist natürlich das Thema GMP beziehungsweise FDA-Konformität bei der Planung einer Anlage unausweichlich, gerade hier müssen die entsprechenden Aufsichtsbehörden frühzeitig in das Vorhaben eingebunden werden.
Die entscheidende Frage bei der Bewertung des Explosionsrisikos ist: Kann es bei einem System, das mit mehreren hundert Luftwechseln pro Stunde arbeitet, zur Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre kommen? Kunden argumentieren hier ganz unterschiedlich und legen auch unterschiedliche Bewertungsgrundsätze, zum Beispiel bei der Betrachtung der eingesetzten Menge des Gefahrstoffes, zu Grunde. Beispielsweise ist für Abzüge an Arbeitsplätzen in Laboren Explosionsschutz aufgrund der eingesetzten laborüblichen Mengen oftmals kein Thema. Grundsätzlich können wir alle unsere Systeme entsprechend mit Explosionsschutz ausstatten. Das Ex-Schutz-Dokument des Betreibers bildet die Grundlage für die passende Auslegung.
Tatsächlich basieren die Anlagen in der Regel auf einer Zusammensetzung modularer Komponenten. So kommt es eher selten vor, dass wir ein bestimmtes Produkt, zum Beispiel einen Arbeitstisch, in der gleichen Ausführung an zwei unterschiedliche Unternehmen verkaufen. Daher halten wir die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden von Beginn an und die durchgängige Beratung für extrem wichtig, um den Kunden bestmöglich zufrieden zu stellen. Für labornahe Anwendungen bieten wir auch standardisierte Systeme an.
Überwachungsinstrumente wie z.B. Abluft- oder Zuluft-Überwachung, Differenzdruckmessung bei Filtern oder Störungsmeldungen setzen wir schon jahrelang sehr häufig ein. In den letzten Jahren sind verstärkt Anforderungen an das Monitoring von Fehlermeldungen, Benutzerverhalten, Wartungen usw. hinzugekommen. DENIOS hat dafür eine cloudbasierte Lösung (DENIOS connect) entwickelt, um Kunden beim ordnungsgemäßen und effizienten Betrieb von technischen Raumsystemen und Containment-Lösungen zu unterstützen. DENIOS connect bündelt Prüfungs-, Instandhaltungs- und Dokumentationspflichten bedienungsfreundlich in einer Anwendung. Die empfohlene jährliche Wartung wird am Produkt angezeigt und kann mittlerweile komfortabel direkt über die Applikation beauftragt werden. So bieten wir dem Kunden ein ganzheitliches Lösungskonzept, das den zuverlässigen Betrieb mit einschließt.
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